Berichte & Prospekte von Julius Kühn-Institut (JKI)

Das JKI ist für das Schutzziel "Kulturpflanze" in seiner Gesamtheit zuständig. Diese Zuständigkeit umfasst die Bereiche Pflanzengenetik, Pflanzenbau, Pflanzenernährung und Bodenkunde sowie Pflanzenschutz und Pflanzengesundheit. Damit kann das JKI ganzheitliche Konzepte für den gesamten Pflanzenbau, für die Pflanzenproduktion bis hin zur Pflanzenpflege entwickeln.

Der richtige Mix machts?

BBA testet Methoden zur Unkrautbekämpfung auf Gehwegen in Braunschweig Braunschweig (11.05.06) Unkräuter auf Geh- und Fahrradwegen sind nicht nur eine Frage der Ästhetik. Rutschige oder unebene Gehwegplatten können gefährlich werden. Geht es um die Sicherheit der Bürger, müssen Städte und Gemeinden handeln. Zudem kann eine mangelhafte Unkraut-Kontrolle hohe Kosten für Reparatur und Instandhaltung der Wege nach sich ziehen. Die Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA) testet 2006 in Braunschweig erneut verschiedene Methoden der Unkrautbekämpfung. Bei den Versuchen im Jahr 2005 im Rahmen des EU-Projektes CleanRegion wurde klar, dass jede Methode ihre Vor- und Nachteile hat. Jetzt geht es vor allem um den richtigen Methodenmix, den Projektleiter Dr. Arnd Verschwele interessiert.
Der Braunschweiger Wissenschaftler arbeitet mit thermischen Methoden wie Gasflammen („Weedmaster“), Wasserdampf („Weedcleaner“) oder heißem Wasserschaum („Waipuna“). Weiterhin kommt eine Unkrautbürste mit rotierenden Stahlborsten und das Walzenstreichgerät „Rotofix“ zum Einsatz. Letzteres streicht den chemischen Wirkstoff Glyphosat gut dosiert und gezielt über die Pflanzen, ohne dass der Wirkstoff ins Grundwasser gelangen kann.
„Die Versuche im Jahr 2005 an fünf Standorten in Braunschweig haben gezeigt, dass alle Methoden ihre Schwächen haben“, erläuterte Dr. Arnd Verschwele heute (11.05.06) bei einem Pressegespräch in Braunschweig. „Herrschen Moose vor, wirken zum Beispiel thermische Verfahren besonders gut.“ Die alleinige Anwendung von Rotofix und Unkrautbürste erzielte zwar die höchste Wirkung, das Ergebnis ist dennoch nicht zufrieden stellend. Das Rotofix-Gerät kann erst eingesetzt werden, wenn die Unkräuter bereits eine gewisse Größe haben, damit die Walze sie erreicht. Außerdem sind nicht alle Unkrautarten gegenüber Glyphosat empfindlich.

Bei der Wahl der Bekämpfungsmethode spielen verschiedene Aspekte eine Rolle, damit die Behandlung Erfolg hat. Wie sind die Gehwege beschaffen? Wie stark sind sie verunkrautet und welche Unkrautarten herrschen vor? Wie weit sind die Pflanzen entwickelt? Wie viele Unkräuter sind tolerabel? Auch die Umweltbedingungen und die Nutzung der Wege beeinflussen das Verhalten der Unkräuter. Deshalb untersucht der BBA-Wissenschaftler auf 50 unbehandelten kleineren Beobachtungsflächen auf Gehwegen in der Stadt, wie sich die Verunkrautung im Laufe des Jahres entwickelt. Er bittet die Anwohner, die Unkräuter auf diesen deutlich markierten Flächen nicht zu bekämpfen.
Neben neuen Ansätzen zum sinnvollen Methodenmix werden in diesem Jahr ökonomische Aspekte stärker bewertet, um allgemeine Empfehlungen abzuleiten, die über die Situation in Braunschweig hinausgehen. Die chemische Behandlung mit dem ROTOfix-Gerät ist zwar das kostengünstigste Verfahren, kann aber wegen der erforderlichen Genehmigung nur begrenzt zum Einsatz kommen. Eine nachhaltige Unkrautkontrolle allein mit chemischen Maßnahmen ist nicht möglich. Thermische Verfahren sind umweltfreundlicher, aber aufgrund ihres hohen Energiebedarfs zurzeit sehr teuer.
Unkrautbekämpfung ist nicht nur in Braunschweig ein Thema. Im vergangenen November diskutierten an der Biologischen Bundesanstalt Vertreter aus Universitäten, Kommunen und den Pflanzenschutzdienststellen der Bundesländer mit den Wissenschaftler der BBA, wie man in Städten effektiv aber umweltschonend handeln kann, um der robusten Pflanzen Herr zu werden.

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